Trockene Augen können auf Veränderungen im Hormonhaushalt zurückzuführen sein
MAINZ. Trockene Augen sind für die Betroffenen unangenehm. Häufig gibt es Probleme beim Tragen von Kontaktlinsen oder die Lichtempfindlichkeit nimmt zu. Zu trockene Augen können verschiedene Ursachen haben: Zum einen können sie auf eine zu geringe Produktion von Tränenflüssigkeit zurückzuführen sein. Zum anderen kann es zu einer vermehrten Verdunstung des Tränenfilms kommen. Eine Ursache für eine zurückgehende Tränenproduktion kann das Alter sein. Vor allem der Eintritt in die Menopause, also die sogenannten Wechseljahre der Frau, wirken sich auf die Tränenproduktion aus. Doch wie genau hängen altersbedingte Veränderungen im Hormonhaushalt mit der Entstehung von trockenen Augen zusammen?
Trockene Augen durch hormonelle Veränderungen treten bei Männern und Frauen auf
„Keinesfalls sind nur Frauen von hormonell-bedingt trockenen Augen betroffen. Die hormonellen Ursachen treten sowohl bei Frauen als auch bei Männern auf“, stellt Augenarzt Dr. med. Thomas Kauffmann heraus, der gemeinsam mit Dr. med. Jutta Kauffmann und Dr. med. Stefan Breitkopf eine augenärztliche Gemeinschaftspraxis in Mainz leitet. Bei Männern spielt das Sexualhormon Testosteron eine Rolle, das auch die Produktion des Tränenfilms steuert. Testosteron beeinflusst die Bildung der Tränenflüssigkeit. Kommt es im Alter zu einer abnehmenden Testosteron-Produktion, wirkt sich diese direkt auf die Menge an Tränenflüssigkeit bei Männern aus. Damit zusammen hängt auch die Aktivität der sogenannten Meibom-Drüsen, die den fettigen Anteil des Tränenfilms produzieren. Wird weniger Testosteron ausgeschüttet, ist die Funktion dieser Drüsen in Mitleidenschaft gezogen. In der Folge können trockene Augen entstehen.
Trockenes Auge – nach Ursachenabklärung ist häufig Tränenersatz das Mittel der Wahl
Ein ähnlicher Zusammenhang zeigt sich bei Frauen. Mit Beginn der Wechseljahre sinkt bei ihnen die Östrogenproduktion. In der Folge können die Schleimhäute austrocken und die Haut trockener und dünner werden. „Häufig zeigen sich die Veränderungsprozesse des weiblichen Körpers infolge hormoneller Umstellungen auch durch trockene Augen. Denn die zurückgehende Östrogenproduktion verändert die Zusammensetzung und die Qualität der Tränenflüssigkeit. Wenn die Meibom-Drüsen durch den Mangel an Östrogen eine weniger stabile Lipidschicht bilden, geht dies zulasten der optimalen Zusammensetzung des Tränenfilms. Die Tränenflüssigkeit ist dann weniger geschützt und verdunstet schneller“, schildert Dr. med. Thomas Kauffmann. Der Augenarzt klärt in seiner Praxis in einer eingehenden Untersuchung zunächst die Ursachen für zu trockene Augen ab. Therapeutisch kommen bei hormonellen Einflüssen dann zum Beispiel Tränenersatzmittel in Frage.
Wechseljahre: Probleme mit den Augen und Sehstörungen sind gar nicht so selten
Die hormonell bedingte körperliche Veränderung in der Perimenopause und der Menopause zeigen sich häufig an den Augen. Nach Angaben des Berufsverbands der Augenärzte haben zwei von drei Frauen in dieser Lebensphase Probleme mit trockenen Augen. Dabei spielt der Rückgang der Androgene und Estrogene eine Rolle, der sich auf der Augenoberfläche bemerkbar macht. Insbesondere der in der Menopause entstehende Androgenmangel beeinflusst die Aktivität der Meibomdrüsen, die in den Liedrändern sitzen und ein fetthaltiges Sekret absondern, das die oberste der drei Phasen des Tränenfilms bildet. Damit wird der darunterliegende wässrige Anteil vor zu schneller Verdunstung geschützt.
Trockene Augen – Wechseljahre können die Ursache sein, aber auch Medikamente
Kommt es in Folge der Wechseljahre zu einer zurückgehenden Produktion des Meibomdrüsensekretes, verdunsten die Tränen rascher und die empfindliche Augenoberfläche ist gereizt. Die Folgen sind brennende Augen und ein unangenehmes Fremdkörpergefühl. Meist ist dann auch die Sehschärfe beeinträchtigt. Unbehandelt kann das trockene Auge zu Entzündungen der Augenoberfläche führen. Auch bestimmte Medikamente, die häufig in der zweiten Lebenshälfte eingenommen werden, können Beschwerden wegen trockener Augen verstärken. Dazu gehören zum Beispiel
- Antidepressiva
- Chemotherapeutika
- Hormonersatztherapien
Sie können als Nebenwirkung ihrer Einnahme trockene Augen begünstigen. Wichtig ist in solchen Fällen eine Untersuchung, die abklärt, auf welche Ursachen trockene Augen zurückzuführen sind. Ggf. kann dann der Medikamentenplan durch alternative Präparate angepasst werden, um Nebenwirkungen zu kontrollieren.
Geschwollene Augen morgens – ein Zeichen für die Wechseljahre?
Nicht nur die feinen Fältchen rund um die Augen zeigen das Älterwerden an. Auch geschwollene Augen können ein Zeichen für die Wechseljahre sein. Im Zusammenhang mit hormonell bedingten trockenen Augen kann es vorkommen, dass die Augen morgens nach dem Aufwachen geschwollen sind. Doch für geschwollene Augen kommt eine Vielzahl von Ursachen und nicht nur die Wechseljahre in Frage. Die Augen können sowohl krankheitsbedingt als auch lebensstilbedingt am Morgen geschwollen sein. Ursachen für geschwollene Augen morgens sind zum Beispiel ein schlechter Schlaf, der Konsum von Alkohol oder Drogen, starkes Weinen, besonders trockene Luft, ein verminderter Lymphabfluss im Liegen, zu viel Computerarbeit, eine salzreiche Ernährung oder zyklusbedingte Hormonschwankungen. Es gibt zudem krankheitsbedingte Ursachen wie Schlafstörungen, Hauterkrankungen wie Rosacea, Erkrankungen des Herzens, der Schilddrüse, der Niere oder Allergien. Akute Infekte oder Augenerkrankungen wie Bindehautentzündungen können ebenfalls dazu führen, dass die Augen nach dem Aufstehen geschwollen sind. Wichtig ist in jedem Fall, die genaue Ursache augenärztlich abklären zu lassen. Denn häufig lässt sich schon mit wenigen Mitteln oder einer Lebensstilveränderung mit mehr Bewegung und ausreichend Flüssigkeitszufuhr eine Besserung erreichen. Bei ernsthafteren Erkrankungen ist jedoch wichtig, ggf. mit den richtigen Medikamenten gegenzusteuern und den Verlauf zu kontrollieren.
Trockene Augen im Alter
Vieles verändert sich im Alter – auch die Augen. Mit zunehmendem Lebensalter leiden viele Menschen verstärkt unter trockenen Augen. Hormonelle Veränderungen, bestimmte Erkrankungen und verschiedene Medikamente begünstigen diese Entwicklung. Infolge des Alters trocknen zudem die Schleimhäute unseres Körpers mehr und mehr aus – sowohl bei Frauen als auch bei Männern. Hinzu kommen Erkrankungen wie Diabetes oder Rheuma. Sie können die Augen empfindlicher machen und die Zusammensetzung des Tränenfilms beeinflussen. Besonders im weiter fortgeschrittenen Alter lässt häufig der Appetit nach. Mitunter ist dann die Versorgung mit wichtigen Nährstoffen für die Tränenfilmproduktion gestört. Viele ältere Menschen trinken zudem zu wenig, weil sie weniger Durst verspüren oder aufgrund dementieller Veränderungen das Trinken vergessen. „Wir verordnen deshalb vielen unserer älteren Patientinnen und Patienten befeuchtende Augentropfen, um die Augen vor dem Austrocknen zu schützen und Beschwerden vorzubeugen“, berichtet Dr. med. Thomas Kauffmann aus seinem Praxisalltag. Denn gerade bei multimorbiden Patientinnen und Patienten ist eine Lebensstilveränderung oft nicht mehr realisierbar. Die notwendige Lidrand-Hygiene, die sich positiv auf die Funktion der Meimbomdrüsen auswirken kann, kann von älteren Menschen häufig nicht mehr ohne Unterstützung durchgeführt werden. „Wichtig ist dann auch die Einbeziehung der Pflegepersonen oder des Pflegedienstes, damit trockenen Augen im Alter nicht zu schwerwiegenderen visuellen Problemen führen“, betont der Augenarzt aus Mainz.